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Grundsteine legen

  • rahelmeshorerharim
  • 27. Jan. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Kürzlich waren die kleine Bohne und ich einkaufen und ich habe ihr Wägelchen für sie mitgenommen. Im Laden schob sie dieses stolz vor sich her; plötzlich nahm sie in der Obstabteilung einen Apfel aus der Kiste und ich bremste mich selbst gerade noch rechtzeitig, bevor ich ihr den Apfel wieder aus der Hand nahm, da wir keinen brauchten. Sie nahm also den Apfel in beide Hände, liess ihren Wagen stehen und ging vorsichtig zur Waage, auf welche sie den Apfel legte und freudestrahelnd zu mir blickte. Ich hatte an diesem Tag noch nichts abgewogen und hatte den Vorgang des Wägens auch noch nie verbal begleitet.


Gestern habe ich dann folgendes Zitat gelesen: «Glaube nicht, dass dein Muttersein etwas Befristetes ist. Es wird dich lange überdauern und für immer in deinen Kindern weiterleben.» Dieser Gedanken hat mich in einer Frage bekräftigt, über welche ich in den letzten Wochen oft nachdenke. Die kleine Bohne ist gerade in einer Phase, in welcher sie wirklich alles imitiert, was wir tun. Sie spricht noch nicht, aber versucht Wörter nachzusprechen; sie beobachtet uns ein einziges Mal bei etwas und wiederholt es später, oftmals auch ganz für sich und vermeintlich ohne unsere Aufmerksamkeit.

Man kann in solchen Momenten richtig spüren, wie sie ein Wort, eine Geste, eine Handlungsabfolge in sich nachbildet, auch wenn sie den Sinn dahinter noch nicht verstehen kann. Die Frage also, welche mich in letzter Zeit beschäftigt hat, lautet: Wie können wir unseren Kinder was auf ihren Lebensweg mitgeben? Denn dieses Mitgeben oder vielmehr: Mitnehmen durch das Kind beginnt schon sehr früh und zunächst unbewusst. Was zeige ich meinem Kind, was es in sich nachbilden soll und darf? Und was nicht, wenigstens als Versuch?


Das soll nicht bedeuten, dass wir nun auf Eierschalen durch unsere Elternschaft laufen - ich bin der festen Überzeugung, dass Authentizität etwas vom Wichtigsten in allen zwischenmenschlichen Beziehungen ist, so auch zum Kind. Aber es ist eine Einladung zu einer bewusste(re)n Selbsterziehung. Das fängt bei kleinen, alltäglichen Dingen wie Aufräumen und Händewaschen an und zieht sich bis in grundlegendste Haltungen und Glaubenssätze hinein.


Um zwei Beispiele zu nennen: Es ist mir immens wichtig, dass die kleine Bohne Kontakt hat zu behinderten Menschen. Dass sie später im besten Fall keine Berührungsängste abbauen muss, weil sie gar nie welche aufgebaut hat. Seit sie drei Wochen alt ist, besuchen wir alle paar Wochen meine früheren Klient*innen und Kolleg*innen zum Kaffeetrinken. Die kleine Bohne lässt sich dabei juchzend auf Elektrollstühlen herumchauffieren und verteilt Küsse.

Und etwas alltäglicher: Ich koche sehr gerne und fast täglich frisch. Während die kleine Bohne naturgemäss einfach dabei ist, manchmal frühstückend, manchmal spielend, schaut sie mir beim Schälen, Schneiden und Würzen zu. Mittlerweile gebärdet sie fast jedes Mal "helfen" oder schiebt selbst ihren Lernturm an die Arbeitsfläche und klettert hinein, um mit mir zusammen zu kochen.

Eine der grössten Verantwortungen und Aufgaben in den ersten Lebensjahren eines Kindes scheint mir mittlerweile, Grundsteine zu legen für den Lebensweg dieses Kindes. Ob es später darauf aufbauen möchte, sei ihm überlassen.



Und den Apfel haben wir natürlich gewogen und gekauft.

 
 
 

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