Tetris im Kopf
- rahelmeshorerharim
- 28. Jan. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Die kleine Bohne und ich waren kürzlich einige Tage alleine und ich habe mal wieder festgestellt, wie gut ich im Vorausplanen bin: Wenn ich die Wäsche jetzt runterbringe und anmache und wir um ca. 10 Uhr einkaufen gehen, ist die Wäsche aufhängbereit, wenn wir heimkommen. Wenn ich jetzt noch kurz die Spülmaschine einräume und anschalte, ist sie nach dem Mittagsschlaf der kleinen Bohne fertig, dann kann ich das Geschirr ausräumen, während sie Zvieri isst.
Dann hatte ich entschieden, auf dem Weg zur Arbeit in Zukunft nicht mehr Musik zu hören, sondern Podcasts, da kriegt man immerhin noch ein bisschen aufbereitetes Wissen und bestenfalls neue Impulse. Nachdem ich mich für ein Thema entschieden hatte, welches mich zur Zeit sehr interessiert, kam ich auf die Idee, einen Podcast zu diesem Thema auf Französisch hören, immerhin konnte ich das mal ziemlich gut und könnte es ja wieder ein bisschen aufbessern. So würde ich meine halbstündige Tramfahrt zur Arbeit auch gleich optimal genutzt haben in Zukunft.
Und im Grunde finde ich das eine prima Eigenschaft! Sie macht den Alltag oft einfacher und effizienter, oftmals entstehen so auch mehr freie Zeitfenster, in welchen ich mich dann z.B. ausschliesslich der kleinen Bohne widmen kann. Als ich dann jedoch in der Tram sass und gefühlt jedes zehnte Wort des französischen Podcasts googeln musste, dachte ich: Wieso muss eigentlich immer alles noch mehr optimiert werden, noch effizienter sein? Das fühlt sich manchmal an wie Tetris im Kopf.
Gerade im Haushalt werde ich weiterhin so planen, da es einfach praktisch und in diesem Bereich in meinen Augen eine Kompetenz ist. Aber ist es auch in anderen Lebensbereichen eine Kompetenz? Muss man seine Interessen, Bildungswege, Hobbies, Beziehungen, sich selbst laufend auf Effizienz hin überprüfen und gegebenenfalls verbessern? Möchte ich dieses ständige Optimierungsdenken der kleinen Bohne vorleben?
Denn mit Optimieren ist man ja nie fertig - besser geht immer, wenn nicht im einen Bereich, dann im anderen. Und irgendwann ist das Tetris im Kopf zu einer Mauer angewachsen, hinter der man am Abend erschöpft auf dem Sofa sitzt und gar nicht mehr weiss, was man eigentlich gerne macht. Denn oftmals sind die Dinge, die man wirklich gerne macht - einen kitschigen Roman lesen, häkeln, malen, telefonieren, mit jemandem ein Bier trinken, was auch immer - nicht jene Dinge, die einen sogenannten Mehrwert haben.
Und vielleicht besteht gerade darin dieser Mehrwert: Dass sie nicht mehr sein müssen, als sie tatsächlich sind.

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